Kurt Hellstern: Ehemaliger Präsident
Dieses Jahr feiert der Tennisklub Bassersdorf-Nürensdorf das 40-jährige Jubiläum der Tennis-Anlage Bärwis. Das gebührende Fest fand am Wochenende vom 4.7.–6.7.14 statt.
Da ich vor einigen Jahren im Archiv interessante Fotos vom Fest des 20-jährigen Bestehens des Klubs fand, kam mir der Gedanke, mich mal schlau zu machen, wie zu dieser Zeit gefeiert wurde. Wer könnte mir da besser Auskunft geben als der damalige Präsident, Kurt Hellstern. Da dieser immer noch Passivmitglied ist bei uns, ist der Kontakt schnell hergestellt, und wir verabreden uns für eine Golfrunde, seiner neuen Leidenschaft.
Am Morgen des 25. Juni 14 treffen wir uns um 09:00 in Nürensdorf. Leichte Bewölkung, angenehme 22 Grad, perfektes Wetter also. In modernen roten Golfkleidern erwartet mich Kurt strahlend – ist es wegen der bevorstehenden Golfrunde oder aber, weil er sich freut, mit mir über alte Zeiten zu sinnieren? Bald sollte ich es rausfinden.
Ein freundlicher Händedruck, ein paar kurze Worte, Golfgepäck umladen, und los gehts in Richtung Golfklub Lipperswil. Auf der gut halbstündigen Fahrt befinden wir uns schon bald in einer angeregten Diskussion.
Im Klubgelände angekommen, grüsst Kurt einige Mitglieder. Der einzige, der sich nicht für uns interessiert, ist der ehemalige Skifahrer Bruno Kernen, der an diesem Tag ein Promigolfturnier ausrichtet...
Greenfee bezahlen, ein paar Puts – und pünktlich um 10:00 hauen wir unsere Bälle das Fairway hinunter. Wie auf dem Tennisplatz merke ich, dass ein Einspielen doch noch hilfreich gewesen wäre, denn wir suchen meine Bälle links uns rechts. Kurt der alte Routinier spielt zwar kürzer, aber immer gerade...
Wir geniessen die schöne Aussicht, steigern uns kontinuierlich, und auf das Birdie beim achten Loch stossen wir mit dem obligaten Birdie-Wasser an. Da wir praktisch alleine unterwegs sind, kommen wir zügig voran und sitzen bald beim verdienten Panaché...
Kurt, besten Dank, dass Du Dir heute die Zeit für mich nimmst. Wie geht es Dir?
Danke, hervorragend, diese Woche bin ich ausnahmsweise mehrmals auf dem Golfplatz, wie ein Profi also, nein wie ein Rentner der Zeit hat.
Ja, fast wie Profis haben wir gespielt. Wie siehts mit Tennis aus? Auch noch aktiv?
Nein, Tennis spiele ich schon seit Jahren nicht mehr. Nach meiner Hüftgelenk-Operation im 1996 habe ich mit dem Wettkampf-Tennis aufgehört. Nur Plausch-Tennis, ohne Wettkampf, hat mir keinen Spass gemacht, zudem war «stopp and go» nicht ideal für das neue, künstliche Gelenk. Ein paar Mal habe ich noch Bälle mit den Enkelkinder geschlagen.
Das verstehe ich. Da ist Golf besser für die Gesundheit. Wie lange bist Du schon im Golfklub Lipperswil?
Seit der Gründung im Jahr 1999. Lipperswil ist ideal. Eine 27-Loch Anlage. Sehr geeignet für Senioren, da nicht allzu hügelig. Vernünftige Anfahrtszeit. Aus meiner früheren Tenniszeit im Glatttal habe ich einige Kollegen getroffen, welche ebenfalls zum Golfsport gewechselt haben.
Du warst ja lange im TCB, wie er damals noch hiess, im Vorstand. Wie lange genau?
Im Jahr 1980/81 übernahm ich den Posten des Spielleiters, welchen ich acht Jahre ausübte. 1988 wurde ich Präsident, dies für vier Jahre.
Wann und weshalb bist Du im TCB gelandet? Du kommst ja ursprünglich aus Luzern.
Ja, ich bin in meinen jungen Jahren viel herumgekommen. In der Schweiz, aber auch im Ausland. Während meines Englandaufenthaltes habe ich mich mit dem Tennissport das erste Mal bekannt gemacht. Auf Rasen, natürlich. Weisst Du, da durften wir mit älteren Ladies, noch in «langen», Röcken, Doppel auf Rasen spielen. Anschliessend wurden wir zum Nachmittags-Tee eingeladen – Tennis machte also Spass. Bald löste dieser Sport mein damaliges Hobby Fussball ab.
Danach habe ich Bekanntschaft mit Miggel Hofer gemacht und ihm mein Tennis-Interesse kundgetan. War zuerst auf der Warteliste, habe aber an einer Orientierungsversammlung Projekt TCB teilgenommen.
Aha, die Röcke waren also der Beweggrund... Und wieso Bassersdorf?
Nach dem Abstecher in England kam ich beruflich zuerst nach Aarau, spielte IC im TC Teufenthal, nachher kam ich nach Zürich, spielte noch Fussball bei Philips Promotion und parallel Tennis im TC Unilever. Nach meiner Heirat sind meine Frau und ich wohnhaft in Bassersdorf geworden. Als ich dies meinem Vater erzählte, sagte er, über Bassersdorf hätte er schon viel gehört, da gibt es gute schwarzen Schüblig und eine tolle Fasnacht. Ein Lehrer Morf erzählte ihm dies während des Aktiv-Dienstes im Tessin. Also habe ich den Wohnort richtig gewählt, bislang war es für mich ein «bömisches Dorf», weit von der Innerschweiz entfernt.
Im Jahr 1990, dem Jahr des 20-jährigen Bestehens des TCB, warst Du nicht nur Präsident des Klubs, sondern auch Präsident des OK‘s, welches die Jubiläumsfeier organisiert hat. Was weisst Du noch davon?
Tja, auch da habe ich viele Sachen gefunden im persönlichen Archiv (er kramt in seiner Mappe, die er extra mitgenommen hat. Er zieht diverse Blätter, Karteikarten und sogar Dias hervor). Die erste GV des TCB hat am 9.11.70 stattgefunden, und deshalb haben wir als Datum für die Feierlichkeiten den Samstag 10.11.90 gewählt. Hier hast Du die Einladungskarte (er überreicht mir ein leicht vergilbtes Papier).
Das Motto hiess: «20 Jahre TCB, en Grund dass öpis lauft, en Grund zum zämecho, en Grund zum astosse, en Grund zum fiire, en Grund zum...»
Als Austragungsort haben wir das Hotel Mövenpick in Glattbrugg evaluiert. Das Programm sah wie folgt aus:
- 18.45 A pero im Foyer
- 19.00 Saalöffnung
- 20.00 B egrüssung durch den Klub-Präsidenten
- 20.30 Gala Diner und Close Up Magic mit Mr. Magree (Tischzauberei)
- 22.00 T anz mit der Ernie Soller-Band («Verdauungs-Tänze»)
- 22.30 S how-Komik-Spass mit den Schmirinski‘s
- 23.15 Dessert
- 24.00 Musik und Tanz
Ui, ein ausführliches Programm. Die Band sagt mir zwar gar nichts, aber die Schmirinski‘s kenne ich gut! Die waren an diesem Fest?
Ja. Zuerst wollten wir das Cabaret Marcocello buchen, aber diese waren schon zu berühmt und dementsprechend teuer. Die Schmirinski‘s waren erst am aufkommen, und wir sind natürlich stolz, dieses Duo bei uns gehabt zu haben.
Hätte ich also auch gerne gesehen! Was mir auch auffällt ist die Begrüssung durch den Präsidenten: die dauerte 30 Minuten?
(jetzt nimmt Kurt die Karteikarten, mindestens 30 Stück, zur Hand). Jaja, dies hat mich auch einige Vorbereitungszeit gekostet. Mit der Hilfe von Mike Fischer habe ich die ersten 20 Jahre des Klubs zusammengefasst, und da kamen halt viele Sachen zusammen. Zudem wurden Ehrenmitglieder ernannt: Miggel Hofer, Wolfgang Peters (Klötzli) und Sepp Wey, die das Gründungs-Team des TCB waren. Ohne diese Herren hätten wir keinen TCB. Als Andenken wurden Weinkaraffen überreicht.
Für Deine langjährige Vorstandstätigkeit hast Du wahrscheinlich eine Menge Deiner Freizeit geopfert. Was war der Beweggrund?
Ja, dies stimmt. Ich habe zum Glück eine sehr verständnisvolle Frau, welche ebenfalls, nach meiner Amtszeit, viele Jahre Clubvorstandsarbeit leistete. Sie hat zwar ab und zu gesagt, ich solle doch ein Bett auf die Bärwis stellen, aber sie war immer sehr tolerant...
Auch meine Tochter hatte Freude am Tennissport und spielte als Jugendliche in der ersten Damenmannschaft. Der Beweggrund? Hm, ich habe einfach Freude, etwas auf die Beine zu stellen, den Leuten etwas zu bieten. Ein Klubleben funktioniert nur, wenn man daran teilnimmt. Es gibt so viele Arbeiten zu erledigen, und wenn man diese auf viele Schultern verteilt, dann macht es schlussendlich auch Freude. Aber es war nicht immer einfach.
Ja, dies ist auch heute noch so, dies wird sich wohl nie ändern. Erzähl mal, wie war es in dieser Zeit, was habt Ihr alles gemacht?
Ein grosser Teil unseres Soziallebens fand auf der Anlage statt. Wir waren wie eine Familie. Weisst Du Daniel, zu dieser Zeit hatten viele von uns noch keine Häuser, sondern wohnten in einer Wohnung. Um rauszukommen und auch den Kindern Auslauf zu ermöglichen, verbrachten wir unzählige Stunden auf der Bärwis. Der Fokus lag natürlich auf dem Tennis, aber wir haben auch diverse Skitage organisiert, waren zusammen am Lauberhornrennen, oder es gab jahrelang externe Jassabende mit Übernachtung auf der Brustalp (Alpthal) im Skihaus Kaufleute. Der Organisator war Willy Schweizer.
Mit der SpiKo, unter der Leitung von Res Gehriger unternahmen wir gemeinsame Bergtouren, im Sommer und Winter, auf welchen gute Ideen für das Klubleben entstanden.
Auch die Jahresabschluss-Sitzungen des Vorstandes, die in einer Ferienwohnung eines Vorstandsmitgliedes in Klosters stattgefunden haben, werde ich nie vergessen. Nach dem offiziellen Teil wurde es oft hell, bis wir endlich schlafen gingen...
Klingt interessant - muss ich dem Vorstand so auch mal vorschlagen. Doch zurück zum Thema: wie hat sich der Klub in Deiner Vorstandszeit entwickelt? Was habt Ihr eingeführt oder geändert?
Naja, die Zeiten waren schon anders. Die IC-Mannschaften waren noch in den Kinderschuhen, wir haben da evaluiert, wer in welcher Form mitspielen möchte und haben dementsprechend neue Mannschaften gemeldet.
Zudem entstand die Forderungsliste, die den langjährigen Mitgliedern noch bekannt sein dürfte.
Vergiss nicht, zu dieser Zeit bezahlten Neumitglieder eine Beitragsgebühr von 500.–, und zur Blütezeit hatten wir etwa 270 Aktivmitglieder. Es wurde sogar über eine Plafonierung der Mitgliederzahl diskutiert…
Diese Probleme hätten wir heute auch gerne… Kurt, zum Abschluss, sonst stehen wir nachher auf der Rückfahrt noch im Stau: hättest Du Wünsche oder Ideen an uns?
Dies ist ein schwieriger Punkt, und es ist nicht an mir, Euch zu sagen, was Ihr tun sollt. Die Mitgliederbedürfnisse zu erfassen und zufriedenstellend umzusetzen ist nicht einfach. Wir haben zu unserer Zeit einen Fragebogen rausgegeben, wo die Mitglieder zu verschiedensten Punkten anonym Stellung nehmen konnten – vielleicht wäre dies auch etwas für Euch.
Kurt, besten Dank für den input und das angenehme Gespräch – und natürlich die tolle Golfrunde.
Wir bezahlen die Getränke und brechen auf. Aber nicht, ohne dass Kurt beim Verlassen noch schnell ein paar Worte mit dem Personal wechselt und kurz mit einem älteren Ehepaar diskutiert. Auf dem Nachhauseweg stehen wir dann halt doch im Stau, aber dies mag unsere gute Laune nicht trüben. Es war ein toller Tag mit einem freundlichen und bestens gelaunten ehemaligen Präsidenten, der mir einen interessanten Einblick in die Geschichte unseres Tennisklubs ermöglichte.
Interview: Daniel Helfenberger