Emil Hofer: Ehrenmitglied und Gründerpräsident
Emil, wie bist Du zum Tennissport gekommen? 1970 mit der Gründung des TCB oder bereits vorher?
Naja, nachdem ich im Alter von 30 mit Radfahren aufgehört hatte, suchte ich eine neue sportliche Betätigung. Da fing ich mit Orientierungslauf und Tennis an. Auf der Suche nach einem Klub wurde ich dann in Seebach fündig. Dies, weil der damalige Präsident des TC Seebach, Herr Karl Schneider, in Bassersdorf wohnhaft war. Um dem Klub beitreten zu dürfen, musste ich mich persönlich bei ihm zu Hause an der Rebhaldenstrasse vorstellen! Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich oft, anstatt dem gelben Filzball nachzurennen, mit den Kindern dort Fussball spielte. Unter anderem mit einem etwa zehnjährigen Jungen namens Heinz Günthardt.
Wer waren die Initianten für die Gründung des TCB?
Zu dieser Zeit war ich auch in der Männerriege Bassersdorf. Während eines Trainings hat mich ein Kollege zur Seite genommen und mir einen Herrn Epple vorgestellt. Dieser war der Chef der Anlage Swissair und erklärte mir, dass sie einen Tennisklub suchen würden, der ihre Anlage auslasten möchte. Sie hätten 7 Plätze gebaut, im Moment würden sie aber nur 5 davon brauchen. Die Idee war, einem einheimischen Klub zwei Plätze für 5 Jahre exklusiv zur Verfügung zu stellen.Die Idee fand ich interessant. Als ich später im Restaurant Löwen den damaligen Betreiber, Herrn Wolfgang Peeters (heute immer noch, wie Emil, Ehrenmitglied bei uns im Klub, mit Jahrgang 1934 – Anmerkung des Schreibers) darauf ansprach, sagte dieser sofort: «Ich bin dabei!» Zudem konnte ich einen Klubkollegen aus Seebach, Sepp Wey, in Bassersdorf wohnhaft, motivieren mitzumachen, und somit war die Initianten- Gruppe komplett. Ganz wichtig war auch die Mitarbeit von Erhard Szabel sel. Als Chefredaktor vom damaligen «Züribieter » war er sehr hilfsbereit, unsere «Eingesandt » gut und günstig in der Zeitung zu platzieren.
Zuerst wart Ihr ja 3 Jahre auf der ehemaligen Swissair-Anlage; weshalb habt Ihr dann doch ein eigenes Gelände gesucht?
Wir hatten mit der Swissair-Anlage einen 5-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Bald darauf wurden wir jedoch offiziell informiert, dass die Swissair einen enormen Zulauf an Mitgliedern hätte (der Klub war damals nur für Swissair-Mitarbeiter zugänglich), und der Vertrag mit uns wurde auf Ende 1973 gekündigt. Somit mussten wir uns relativ schnell nach einem eigenen Areal umschauen.
Wie wurdet Ihr fündig und was waren eure Vorgaben an Platz und Örtlichkeit?
Damals gabs ja noch kein Internet und keine Website www.land-gesucht.com. Dies lief noch über den direkten Kontakt. Man traf sich am Feierabend am Stamm zu einem Bier und hat sich ausgetauscht, so hatte ich ein gut ausgebautes Netzwerk. Eines Abends stand ein Herr Kari Schwob bei mir vor der Türe, er hätte gehört, dass ich für den TC Bassersdorf ein geeignetes Land suchen würde. Herr Schwob war Direktor bei der Spaltenstein AG und hatte Land in der Bärwis abzugeben, den Kataster, der heute im Eigentum des TCBN ist. Darauf wollten wir dann 3 Plätze bauen. Als der damalige Präsident der Gemeinde Bassersdorf, Herr Alfred Weidmann, davon hörte, kam er mit der Idee, uns das Gemeindeland (eine Restparzelle) g r a t i s im Baurecht zur Verfügung zu stellen, dass wir einen vierten Platz bauen könnten.
Gemäss archivierten Dokumenten habt Ihr 8001 m2 Land der Spaltenstein AG abgekauft, das Areal, auf dem Platz 1 steht (total 1659 m2) habt Ihr von der Gemeinde Bassersdorf im Baurecht für 30 Jahre umsonst bekommen – kannst Du Dich noch an die Verhandlungen mit der Gemeinde und der Spaltenstein AG erinnern?
Ja, wie gesagt, die Gemeinde hat uns wirklich unterstützt. Sie hatte nämlich Freude an der Idee, dass es in der Gemeinde bald eine Tennisanlage geben würde. Fredi Weidmann sel. hat uns dann auch immer wieder politisch geholfen, als wir mit dem Kanton Probleme hatten.
Stimmt es, dass die 8001 m2 für einen Kaufpreis von 160 000 CHF übernommen werden konnten? Weshalb wurde der Kataster, auf dem heute Platz 1 steht, nicht auch gleich gekauft? Fehlte das Geld, oder wollte dies die Gemeinde nicht?
Ja, der Kaufpreis stimmt. Die Gemeinde wollte uns ihr Land zu dieser Zeit nicht verkaufen, aus mir unbekannten Gründen. Aber wir hatten sonst genug zu tun, und für uns war der unentgeltliche Baurechtsvertrag über 30 Jahre ideal.
Es gibt eine schöne Karikatur mit dem Titel «Entscheidungsschlacht in der Bärwis » – darin ist ein Wasserrohr abgebildet, was hat es damit auf sich? Stimmt es, dass Ihr schlussendlich sogar eine Beschwerde beim Regierungsrat des Kanton Zürich eingereicht habt?
Das war eine Geschichte! Der Kaufvertrag mit der Spaltenstein AG wurde unter dem Vorbehalt, dass wir die Baubewilligung für die Tennisanlage bekommen, abgeschlossen. Als wir schon viele Hürden bewältigt hatten, hiess es plötzlich, dass der Regierungsrat des Kanton Zürichs unser Begehren abgelehnt hätte. Der Grund: das Areal stünde unter erweitertem Landschaftsschutz vom Eigental, und ein Anschluss des Abwassers unseres Klubhauses an die öffentliche Kanalisation von Bassersdorf sei nicht möglich ...
Hier der Auszug aus dem Protokoll der Regierungsratssitzung des Kantons Zürich vom 13.1.1972:
« ... Die neue Tennisanlage soll ausserhalb der Bauzone und des Einzugsgebiets des generellen Kanalisationsprojekts von Bassersdorf zu liegen kommen. Nach §89 Absatz 2 des Wassergesetzes ist in solchen Gebieten für Neubauten, die nicht der Land- und Forstwirtschaft oder einem bestehenden Gewerbebetrieb dienen, der Anschluss an die Gemeindekanalisation nicht gestattet. Wenn öffentliche Interessen es rechtfertigen, kann der Regierungsrat aber auf Grund von §83 Absatz 3 des gleichen Gesetzes bei Bauten und Einrichtungen, die wegen ihres Zwecks an einen Ort ausserhalb des Baugebiets gebunden sind, die Einbeziehung in das generelle Kanalisationsprojekt genehmigen oder anordnen. ...»
Unser Anwalt Herr Dr. Engeli hat dann das Beschwerdeschreiben aufgesetzt. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass bereits ein Kanalisations-Hauptstrang Birchwil- Bassersdorf bestehe und unmittelbar am vorgesehenen Tennisplatz-Areal vorbeiführe. Der projektierte Anschluss sei somit sehr leicht zu bewerkstelligen.
Zudem wurden später die Richter des Obergerichtes von Herrn Manfred Sommer (Chef Bauamt Bassersdorf) auf die Bärwis eingeladen, um sich die Situation vor Ort anzuschauen. Bei einem Umtrunk liessen sie dann schlussendlich durchblicken, dass sie unser Anliegen verstehen und auch unterstützen würden ... Und so kam es auch, und nach Abwarten der Einsprachefrist hatten wir dann grünes Licht für unseren Bau!
Im Archiv habe ich einen Finanzierungs- Voranschlag gesehen, in welchem Eigenleistungen durch Frohndienste der Mitglieder in der Höhe von 43 000 CHF eingesetzt waren – hast Du in etwa eine Ahnung, wie viele Mannstunden bei der Gründung der Anlage auf der Bärwis geleistet wurden?
Nein, wie viele Stunden es waren weiss ich nicht mehr. Aber: schliesslich wurden mehr als 43 000 Franken in Frohndienstarbeit geleistet! Dies zeigt, wieviel die damals etwa 200–240 Mitglieder mitgeholfen haben. Jedes Wochenende waren wir auf der Bärwis. Da wir viele Handwerker unter uns hatten, konnten wir auch sehr vieles selber machen. Diese haben uns angeleitet, und alle haben angepackt. Die Leute mussten auch nicht speziell angeschrieben werden, sie kamen immer wieder von selbst auf die Anlage, denn alle wollten sehen, wie es voran geht.
Vom Verband wurden wir auch mit 80 000 Franken unterstützt. Bei einem Augenschein vor Ort hat uns dann der Präsident des Ostschweizerischen Tennisverbandes spontan noch 5000 Franken mehr zugesprochen, mit der Begründung, dass dies endlich wieder mal ein Klubhaus ohne Cheminée sei, dies sei doch absolut unnötig und eine Modeerscheinung - lustigerweise sagte er dies genau an dem Ort, an dem das heutige Cheminée steht, welches zu der Zeit einfach noch nicht gemauert worden war ... Wir schauten uns gegenseitig an und mussten das Lachen richtig unterdrücken.
Wir werden unsere Plätze nach 38 Jahren sanieren. Dabei haben wir uns für den sogenannten FrenchCourt entschieden, eine neue Technologie. Wie war das zu Eurer Zeit, gabs da überhaupt Alternativen zu den klassischen Sandplätzen, und falls ja, habt Ihr Euch dies überlegt?
Nein, damals gabs keine wirkliche Alternative. Es gab eine Variante mit Teppichen, aber die war nicht wirklich befriedigend, und unser Entscheid war sehr schnell klar.
Emil, letzte Frage: Du bist seit 1970 bei uns im Klub. Wie hat sich das Klubleben Deiner Meinung nach verändert?
Naja, ich stelle Dir eine Gegenfrage: wenn Ihr einen Jahresschluss-Klubabend mit Tanz und Tombola im November organisiert, wie viele Leute kommen dann? Vielleicht 30? Früher war es einfach klar, dass man als Klubmitglied bei einem solchen Anlass dabei ist. Wieso das heute anders ist, weiss ich auch nicht – vielleicht fehlen einfach die guten Ideen.
Emil, ganz herzlichen Dank für das interessante Gespräch!
Interview: Daniel Helfenberger